Bereits 1889 beginnt in Zwickau die spannende Geschichte der heutigen KulturWeberei in der Seilerstraße 1. In das Gebäude der anfänglichen Gardinenweberei ziehen über die Jahre hinweg unterschiedlichste Unternehmen ein und aus. Diese Wechsel spiegeln die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Tendenzen und teils sogar radikalen Umbrüche ihrer Zeit wider.
Nachfolgend möchten wir einen groben Überblick über die Vergangenheit der KulturWeberei als Textilfabrik in der Zeit von 1889 bis 1991 geben:
1889
Die beiden Gardinenhandelspartner Georg Landmann und Otto Hellwig gründen zusammen eine neue Gardinenweberei in Zwickau. Die Gardinenweberei Landann & Hellwig wird von Hugo Frey errichtet.
Die Firma spezialisierte sich auf eine besonders aufwendige Art der Gardinenweberei. Die sogenannten „Englischen Gardinen“ sind Tüllgardinen die mit Bobinetwebtechnik gefertigt werden.
1900 – 1910
Aufgrund des Erfolges des Unternehmens folgen benötigte Gebäudeerweiterungen in beiden Richtungen der Straßenfront. Umgesetzt wird die Erweiterung von den damals sehr bekannten Baumeistern Oskar Geyer und Karl Frey (Sohn von Hugo Frey).
Markant ist die besonders hohe Deckenhöhe von über 4,50 Meter im EG, welche der besonderen Konstruktion der Bobinetwebstühle geschuldet ist.
Mit einer Höhe von 5 Metern und bis zu 1 Metern Länge gehören derartige Webstühle zur Meisterklasse des deutschen Maschinenbaus.
1920er
Zwickau entwickelt sich zu einem Zentrum der Tüllgardinenweberei.
So kooperiert zum Beispiel die Firma Hofmann, Fischer & Co. als Industriepartner mit dem Bauhaus Dessau. Auch die Gardinenweberei von Landmann & Hellwig erlebt in den zwanziger Jahren eine neue Blütezeit.
Die Söhne der Gründer übernehmen die GmbH.
Die Weltwirtschaftskrise 1929 führt die Gardinenweberei Landmann & Hellwig allerdings, wie viele andere Unternehmen zu dieser Zeit, in den Ruin.
1930
Das bereits geschädigte Unternehmen muss die Liquidation anmelden.
Aus dem Vermögen wird die „Landmann & Hellwig AG, Zwickau i. Sa.“ gebildet.
Teile der riesigen Fabrik werden untervermietet.
1936
Aus der Aktiengesellschaft bildet sich die „Textilwerke GmbH Zwickau“
Ende des zweiten Weltkrieges wird aus den Trümmern des Flugzeugreparaturwerks Gustav Basser der Schornstein auf der Rückseite des Textilwerks errichtet.
1948
Nach Ende des zweiten Weltkrieges erfolgt ein radikaler Wechsel.
Die Alteigentümer der Textilwerke GmbH Zwickau werden enteignet
1949
Mit Gründung der DDR entsteht der „VEB Zwickauer Tüll- & Gardinenfabrik“.
1952
Im Zusammenschluss mit weiteren Gardinenfabriken in Zwickau bildet sich der „VEB Gardinen- und Dekowerke Zwickau“ (GARDEKO).
1956
Der nördliche Kopfbau sowie der nördliche Hof gehen an den „VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau“, die hier den Betriebsteil „Fahrzeugentwicklung“ etablieren.
1972
Die GARDEKO wird in das Kombinat „VEB DEKO Plauen“ eingegliedert.
Bis 1990
Die GARDEKO bleibt der größte Hersteller für Tüllgardinen in der DDR.
Allerdings wird das Obergeschoss von Haus I und Haus II vom „VEB Bekleidungswerke Zwickau“ genutzt. Diese stellen unter anderem die berühmte „DDR-Jeans“ her.
1991
Mit der Auflösung der Betriebe und der Privatisierung endet die industrielle Nutzung der Seilerstraße 1.
Text-Erstellung
Die Text-Erstellung wurde freundlicherweise von Industrie.Kultur.Ost übernommen.
Das Team von Industrie.Kultur.Ost freut sich über alle Hinweise und Dokumente der ehemaligen Fabrikgeschichte.
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